[Quelle: NDZ (26.2.2011)]
Hasperde. Die meisten Deutschen finden erneuerbare Energien toll – nur bitte nicht gerade vor der eigenen Haustür.
Das sehen Hamelner Politiker mehrheitlich offenbar ebenso wie ihre münderschen Kollegen, und daher beschäftigt die Ausweisung von Windkraft-Vorranggebieten derzeit die
Politik wie kaum ein anderes Thema. Konkret geht es um das Vorhaben der Stadt Hameln, am nordöstlichen Rand des Stadtgebietes ein Windvorranggebiet auszuweisen. In Flegessen,
Hasperde und Klein Süntel wird das Vorhaben in unmittelbarer Nähe mit großer Sorge betrachtet, eine ablehnende Stellungnahme von münderscher Seite daher begrüßt.
Nachdem
Anfang der Woche eine privat organisierte Info-Veranstaltung zum Thema gut besucht war, folgte am Donnerstag die erste intensive Auseinandersetzung mit der Problematik im Ortsrat in
Klein Süntel. Deutlich wurde dabei sehr schnell: Die Chancen der Stadt, das Vorhaben der Nachbarkommune zu verhindern oder auch nur zu blockieren, sind sehr gering. Harald
Meyer-Achilles stellte vor, welche Bedenken die mündersche Verwaltung bislang in der Stellungnahme zu dem Vorhaben am Liethberg bei Hasperde zusammengefasst hat. Hameln plant in dem
Bereich das, was auch in Bad Münder bewegt wird: Die Konzentration von Windkraftanlagen in einem festgesetzten Bereich, mit der der „Wildwuchs“ von Anlagen in anderen Bereichen
ausgeschlossen werden kann. Rund 36 Hektar umfasst das Hamelner Plangebiet. Wie viele Windkraftanlagen aufgestellt werden können, richtet sich unter anderem nach der Größe und
Positionierung der Anlagen – konkrete Zahlen sind bislang nicht bekannt, in der Diskussion ist ebenso von vier wie von 15 die Rede.
Die Schwachstelle in der Planung
sieht die Stellungnahme Bad Münders in der Tatsache, dass die Nachbarkommune ihr Wind-Vorranggebiet in einem Landschaftsschutzgebiet plant. Zwar werde die Teil-Löschung des
Schutzgebietes von Hameln vorbereitet, doch noch existiere es. „Nicht zulässig“, sagt Meyer-Achilles.
„Nicht ausreichend“ ist nach Auffassung der Stadt auch der
Abstand zur Wohnbebauung – rund 750 Meter sind die nächsten Häuser, die der Siedlung Kreimühle, vom Plangebiet entfernt. Ein Erlass des Landwirtschaftsministeriums empfiehlt
einen Mindestabstand von 1000 Meter.
Ein „hohes Gefährdungspotenzial“ sieht die Stadt für die Brutstätten des geschützten Schwarzstorchs im Süntel – eine
Auffassung, der sich auch der Nabu mit Hinweis auf die nachgewiesenen Brutplätze anzuschließen scheint.
Dass sich die Stadt Hameln mit der Planung stillschweigend vom
gemeinsam geplanten interkommunalen Gewerbegebiet „Rascher Ort“ verabschiedet, vermerkt die Stellungnahme Bad Münders als Randnotiz.
„Die Hamelner machen es sich leicht.
Sie weisen das Gebiet am Stadtrand aus – und schon sind Hasperde, Flegessen und Klein Süntel mehr betroffen als ihre Ortsteile“, merkte Horst Dey an. „Windkraft ist
eine Energiequelle der Zukunft. Aber ob das in dieser Größenordnung direkt vor unserer Haustür stattfinden muss, das ist zu hinterfragen“, sagte auch Stefan Zilius. In eine
ganz andere Richtung argumentierte Dr. Albrecht Brandes: Wenn Bad Münder ohnehin selbst ein Vorranggebiet ausweisen müsse, sollte überlegt werden, ob nicht aus der Hamelner Planung
ein großes Gebiet für beide Städte entstehen könne. „Ich gucke jeden Morgen auf die Kühltürme von Grohnde, schön ist das auch nicht. Aber bei Windenergieanlagen weiß ich, dass sie
auch wieder abgebaut und recycelt werden können“, erklärte er.
Ortsbürgermeister Detlef Olejniczak hatte sich bereits im Vorfeld der Sitzung detailliert mit den
Planungen beschäftigt. Sein Fazit: „Ich sehe eigentlich keine Chance, das zu verhindern.“ Sehr aufmerksam müssten Verwaltung und Politik allerdings verfolgen, ob die Untere
Naturschutzbehörde der Stadt Hameln die Löschung des Landschaftsschutzgebietes und die Einwendungen zum Artenschutz sorgsam abarbeite – wenn nicht, sei hier der Hebel
anzusetzen. „Ich weiß nicht, ob wir da nicht gegen Windmühlen anlaufen“, sagte Brandes und stimmte als einziges Ortsratsmitglied der Stellungnahme der Stadt nicht zu.
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